Definition #
Die Wertstromanalyse- und -design (Value Stream Mapping / Design) ist eine Lean-Management-Methode zur Visualisierung und Optimierung von Prozessen in Produktions- und Dienstleistungsunternehmen. Sie dokumentiert den Material- und Informationsfluss eines Produkts oder einer Dienstleistung von der Kundenanfrage bis zur Lieferung. Ziel ist es, ineffiziente Schritte, Engpässe und Verschwendung (Muda) zu identifizieren und den Wertstrom zu verbessern.
Der Wertstrom beschreibt den Material- und Informationsfluss über die gesamten Prozesse eines Unternehmens. Mit Hilfe der Wertstromanalyse werden die Wege des Materials und der Informationen, die ein Produkt durch das Unternehmen durchläuft, aufgenommen und der Ist-Zustand visuell dargestellt. Die Wertstromanalyse wird immer am Ort des Geschehens durchgeführt und ist eine Methode, die nur Papier und Bleistift erfordert. Es kommt eine standardisierte Wertstromsymbolik zum Einsatz, die eine einheitliche und klare Kommunikation ermöglicht. Auf Basis des erhobenen Wertstromes können Kennzahlen berechnet werden, die dazu helfen, den Ist-Zustand zu bewerten.
Das Wertstromdesign baut auf der Wertstromanalyse auf und wird zur Entwicklung eines Soll-Zustandes verwendet. Dabei sollen notwendige Verschwendungen reduziert und nicht notwendige Verschwendungen möglichst eliminiert werden. Bei der Gestaltung des Soll-Wertstromes werden die 8 Arten der Verschwendung strukturiert angegangen. Dabei ist die Zielsetzung, zum einen, einen kontinuierlichen Fluss zu schaffen, der am Kundentakt (Kunde steht im Fokus) ausgerichtet ist. Zum anderen soll die Steuerung der Prozesse vereinfacht werden durch selbststeuernde Regelkreise (beispielsweise Kanban). Damit soll die Durchlaufzeit reduziert und die Liefertreue und Lieferflexibilität erhöht werden. Hierzu werden entsprechende Soll-Kennzahlen definiert, die beispielsweise auch den Wertschöpfungsgrad oder Flussgrad enthalten können. In einem Umsetzungsplan werden dann die Maßnahmen, Zuständigkeiten und Termine festlegt, um den Soll-Zustand schrittweise zu erreichen.
Zielsetzung #
Die Wertstromanalyse verfolgt folgende Ziele:
- Identifikation von Verschwendung: Aufdecken nicht wertschöpfender Aktivitäten.
- Verbesserung des Flusses: Optimierung von Material- und Informationsflüssen.
- Steigerung der Effizienz: Reduzierung von Durchlaufzeiten und Kosten.
- Förderung einer gemeinsamen Perspektive: Einheitliches Verständnis aller Prozessbeteiligten schaffen.
Anwendungsfälle / Beispiele #
Ein Produktionsunternehmen nutzt die Wertstromanalyse, um den Fertigungsprozess einer Produktlinie zu untersuchen. Dabei zeigt sich, dass unnötige Transportwege und Wartezeiten für Verzögerungen sorgen. Durch eine Neuanordnung der Maschinen und Einführung eines Kanban-Systems kann die Durchlaufzeit um 30 % reduziert werden.
Ein Softwareunternehmen setzt die Methode ein, um den Entwicklungszyklus von neuen Features zu analysieren. Dabei wird klar, dass viele Fehler durch unklare Anforderungen entstehen. Die Einführung von klar definierten Kommunikationsprozessen zwischen Teams verbessert die Qualität und Geschwindigkeit der Entwicklungsarbeit.
Vorgehensweise zur Einführung #
- Auswahl des Prozesses: Bestimmen Sie einen klar definierten Prozess oder Produktfluss, der analysiert werden soll.
- Erstellung des Ist-Wertstroms: Zeichnen Sie alle Schritte, Material- und Informationsflüsse entlang der Wertschöpfungskette auf. Nutzen Sie standardisierte Symbole.
- Analyse des Ist-Zustands: Identifizieren Sie Engpässe, Wartezeiten und Verschwendung.
- Entwicklung des Soll-Wertstroms: Erarbeiten Sie ein optimiertes Prozessdesign mit reduzierten Ineffizienzen.
- Erstellung eines Umsetzungsplans: Definieren Sie konkrete Maßnahmen, Prioritäten und Verantwortlichkeiten.
- Implementierung der Verbesserungen: Setzen Sie die Maßnahmen um und überwachen Sie den Fortschritt.
- Kontinuierliche Verbesserung: Wiederholen Sie den Prozess regelmäßig, um neue Optimierungspotenziale zu erkennen.
Vor- und Nachteile #
Vorteile:
- Ganzheitliche Betrachtung des gesamten Wertstroms.
- Identifikation konkreter Verschwendungen und Optimierungsmöglichkeiten.
- Förderung der Zusammenarbeit und eines gemeinsamen Verständnisses.
- Verbesserte Kundenorientierung durch schnellere und effizientere Prozesse.
Nachteile:
- Zeitintensiver Prozess, besonders bei komplexen Wertströmen.
- Benötigt Schulung und Expertise im Umgang mit der Methode.
- Gefahr, sich zu stark auf Details zu fokussieren und das Gesamtbild zu verlieren.
Selfconsulting Tipps #
- Visualisieren Sie jeden Schritt: Ein detailliertes Verständnis der aktuellen Prozesse ist der Schlüssel zur Verbesserung.
- Beteiligen Sie das gesamte Team: Alle relevanten Stakeholder sollten in die Analyse eingebunden werden.
- Nutzen Sie standardisierte Symbole: Eine klare Darstellung erleichtert die Kommunikation.
- Setzen Sie Prioritäten: Konzentrieren Sie sich auf die größten Engpässe und Verschwendungen.
- Überprüfen Sie regelmäßig: Der Wertstrom ist ein dynamischer Prozess und erfordert kontinuierliche Anpassungen.
Was ist Selfconsulting? Hier erhalten Sie weitere Informationen zu der effizienten Methode.
Einzelnachweise #
- Rother, Mike; Shook, John (1999): Learning to See: Value Stream Mapping to Add Value and Eliminate Muda.
- Womack, James P.; Jones, Daniel T. (2003): Lean Thinking: Banish Waste and Create Wealth in Your Corporation.